Aktualisiert am:
30.12.2015
Das alte Fritzenhaus:
(Here lived the king Friedrich II of Prussia.)
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In welchem Nauener Haus wohnte ... der Alte Fritz:




Der Nauener Lehrer Koch war 1941 Museumsleiter und untersuchte in einem Artikel der Havelländischen Rundschau vom 13. / 14. September 1941, Nr. 215, in welchem Hause 1732 der spätere preußische König "Der Alte Fritz" gewohnt haben könnte. Im Folgenden eine teilweise Übersetzung der in Fraktur geschriebenen Seite:



In welchem Nauener Haus wohnte der Alte Fritz?

Das falsche und das wahre "Alte-Fritzen-Haus" - Gartenhaus erst 1780 erbaut - Friedrich weilte schon 1732 in Nauen

Ein weitverbreiteter Irrtum bezieht sich auf das "Alte-Fritzen-Haus" in Nauen. Fast alle Einwohner unserer Stadt halten das Haus in der Mauerstraße, das heute Dr. Lehmann gehört, für das 1732 bezogene Wohnhaus des jungen Obersten Friedrich Kronprinz von Preußen. Ohne Zweifel handelt es sich hier um ein schönes und anmutiges Barockgebäude. Der architektonische Eindruck - übrigens heute schöner als ursprünglich - wird immer reizvoll bleiben, und die Gartenseite gehört, abgesehen von der störenden buntscheibigen Glasveranda zu dem Malerischsten, was Alt-Nauen zu bieten hat. Vor allem aber atmet die Oertlichkeit einen Hauch des pietätvoll Romantischen; denn das Haus steht heute noch am alten Stadtwall, der innerhalb des herrlichen, landrätlichen Gartens erheblich abfällt, und außerdem dort, wo einst die alte Mauer sich schützend um die Stadt legte, wo zweieinhalb Jahrhunderte hindurch die Nauener Bürger ihre Toten begruben.
_Es soll hier nicht untersucht werden, wie jener - ziemlich junge - geschichtliche Irrtum entstand. Jedenfalls handelt es sich um einen Irrtum! Schon Tiebel sagt 1817 in seiner "Kurzen Geschichte der Stadt Nauen": "König Friedrich der Große hat als Kronprinz in dem jetzigen Kaufmann Kerkowschen Hause gewohnt, indem sein Bataillon hier in Garnison stand." Der "Millionen-Kerkow" aber - ihm wurde bekanntlich in den Anlagen ein Denkstein gesetzt - wohnte in dem heute Peterhoffschen Hause in der Potsdamer 52 (heute Goethestr.-wj-), links neben dem Katasteramt. Barday schreibt auf S. 168/69: "Um diese Zeit (Anm.: 1732! zwei Jahre vorher war die herrliche Eiche auf dem Wall des alten Kirchhofes gepflanzt worden, die mächtige Eiche, die ihre Aeste hoffentlich noch Jahrhunderte stolz in den Himmel recken wird. K.) hatte unsere Stadt die Ehre, dass der Kronprinz, welcher sich später als König den Beinamen des Großen erwarb, mit seinem Batallion hier in Garnison stand. Es war die Zeit, bevor er nach Ruppin und Rheinsberg übersiedelte. Er wohnte in dem Hause, welches ... (Text fehlt hier -wj-). (Anm.: der älteste im Besitz des Museums befindliche Stadtplan nennt die Holzmarktstraße "Königstraße". K.) Zwei goldene Sterne auf den Enden der Dachfirst schmückten noch bis vor einigen Jahren das Haus. Hoffentlich werden diese historischen Erinnerungszeichen baldigst wiederhergestellt." Bardey bringt auch ein Bild: "Wohnhaus Friedrich d. Gr.".
_Am 6. April 1907 schrieb das "Osthavelländische Kreisblatt": "Bevor Friedrich nach Neuruppin übersiedelte, wohnte er einige Zeit hier in Nauen, und zwar in dem Kerkowschen Hause, wo jetzt der Kaufmann Troll wohnt, in der Potsdamer Straße."
_Das falsche "Alte-Fritzen-Haus" trägt an der Gartenseite die Jahreszahl 1780. Das dürfte das Baujahr sein. Wie kann Friedrich dann bereits 1732 dort gewohnt haben?! Laut Grundakten des Nauener Amtsgerichts erkaufte Karl Heinrich von Görlitz am 13.1.1780 in der Zwangsversteigerung von Thiedke das Grundstück Potsdamer Straße 52. Der Weiterverkauf an die Geschwister Baath erfolgte 1788. Von denen kaufte das Grundstück im Jahre 1791 Wilhelm August von Brandenstein, Königl. Major im Regiment Prinz Heinrich, 1800 wird Treue und 1814 dessen Schwiegersohn C.F. Kerkow Besitzer.
_Bis in die allerletzten Jahre des vorigen Jahrhunderts aber gehörte das falsche "Alte-Fritzen-Haus" samt Garten zur Potsdamer Straße 52, und erst Kerkow beantragte 1896 die Ueberschreibung auf Potsdamer Str. 50/51 (heute Katasteramt). Das Katasteramts-ge ... (Text fehlt hier -wj-)
_Gleichfalls 1896 beantragte Kerkow, den neuen Eigentümer von Potsdamer Straße 52 für dauernd zu verpflichten, "die Traufe von den Vorder- und Hintergebäuden Potsdamer Straße 50/51, also auch von dem hinten an der Mauerstraße belegenen sogenannten Scharwerker- und Gartenhause, aufzunehmen und sie nach dem Straßenrinnstein der Potsdamer Straße abzuleiten." Im Verzeichnis der Gebäudebesetzung Potsdamer Straße 52 vom Jahre 1895 war das falschehttp://www.nauen.de/ "Alte-Fritzen-Haus" "Remise und Scharwerkstatt" genannt worden.
_Damals also diente das "sogenannte Gartenhaus" der Herren von Görlitz und von Brandenstein nüchternen und nützlichen Zwecken. Doch es hatte bessere Zeiten gesehen. Und bessere Zeiten standen ihm bevor. Ja es übertrumpfte sich gewissermaßen selbst, in dem es sich - allerding ohne eigene Schuld - mit dem Schein königlichen Glanzes umgab. Heute aber muss es diesen unverdienten Nimbus wieder an das wahre "Alte-Fritzen-Haus" in der Potsdamer Straße abtreten.

Koch, Museumsleiter.
Bildunterschrift 1: Das ist das wahre "Alte-Fritzenhaus" in der Potsdamer Straße.
Bildunterschrift 2: Rundschau-Bilderdienst



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